Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Englisch

Tick born encephalitis (TBE)

 

Wichtige Infos

  • Österreich ist ein Kernland der FSME-Virusverbreitung in Europa
  • Jeder, der sich in der freien Natur oder im eigenen Garten aufhält, ist der Zeckengefahr ausgesetzt
  • Häufiger Zeckenbefall schützt nicht vor FSME
  • 2013 waren 16 FSME Patienten unter 16 Jahre alt
  • Erkrankung in Österreich meldepflichtig
  • nach FSME-Infektion lebenslange Immunität
  • nach 1. Impfung noch kein Schutz gegeben! sollte Zeckenbiss >14d nach 1. Impfung auftreten dann sofortige 2. Impfung!

 

Diagnostik/typischer Verlauf

Durch Ixodes ricinus (gemeiner Holzbock) beim Stich durch die Haut übertragen oder Konsum von roher Milch infizierter Tiere (Flaviviren). Hauptaktivität der Zecken liegt im Frühjahr (Mai/Juni) und im Spätsommer (September), die Übertragung findet allerdings während der ganzen warmen Jahreszeit bis spät in den November statt. FSME-Viren kommen nur bis zu Höhenlagen vor, in denen die mittlere Jahrestemperatur über 8 Grad liegt; d. h. im Bergland über 1.000 bis 1.400 m gibt es keine FSME. Die Wahrscheinlichkeit, nach dem Biss einer infizierten Zecke zu erkranken, ist hoch, allerdings ist selbst in Gebieten mit hoher Durchseuchung selten mehr als eine von 200 Zecken infiziert. In 90% asymptomatisch.

 

Typischer Verlauf 2-phasig:

Phase 1 (Virämie) Inkubationszeit ca. 10 (2-28) Tage, uncharakteristische Symptomatik eines fieberhaften Infektes, oft auch mit hohem Fieber einhergehend. Klingt nach 1 – 8 Tagen meist wieder ab.

Phase 2 (Flaviviren ZNS-Invasion) Bei 1/3 der Infizierten nach fieberfreien Intervall von ca. 1 – 20 Tagen eine weit schwerere, zweite Erkrankungsphase auf. Deutlich höheres Fieber (bis über 40° C), Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit, Blutbildveränderungen charakterisieren den Beginn der Erkrankung. Je nach Beteiligung der einzelnen Hirn- und Nervenanteile können dann prinzipiell 3 Erkrankungsformen unterschieden werden: Hirnhautentzündung, Beteiligung der Hirnhäute und des Gehirns, zusätzliche Beteiligung des Rückenmarks. Der Prozentsatz schwerer Erkrankungsfälle beträgt bei FSME 5 – 18%, ca. 2% tödlich

 

Post-enzephalitisches Syndrom

Obwohl sich schwere Krankheitserscheinungen in den meisten Fällen im Laufen von 1 – 3 Wochen zurückbilden, kann die Rekonvaleszenz sehr lange dauern – lange Hospitalisationsdauer, eingeschränkte Arbeitsfähigkeit und Beeinträchtigung der Lebensqualität!

Die von der Literatur berichtete Häufigkeit post-enzephalitischer Syndrome liegt zwischen 35 – 58%. In Österreich leiden auch nach dem Abklingen der akuten Phase 10 – 20% der schwer erkrankten Personen an einer langfristigen oder dauernden neuropsychiatrische Folgestörung. Die kann sich unter anderem in starken Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche, Depressionen, Störungen des autonomen Nervensystems, Schwerhörigkeit und parathymischen Zuständen äußern.

An zweiter Stelle stehen Restlähmungen und Atrophien bei 3 – 11%.

 

Diagnose durch Anamnese (Zeckenstich, Endemiegebiet, Jahreszeit) und klinische Symptomatik. Die Methode der Wahl zur Sicherung der Diagnose ist der Nachweis FSME-spezifischer IgM- und IgG-Antikörper im Serum, die bei Einsetzen der neurologischen Symptomatik fast immer vorhanden sind.

 

FAQ

 

1) Welchen Schutz habe ich nach der 1. Teilimpfung, der 2. Teilimpfung und der 3. Teilimpfung?

 

Das ist bei jedem Impfling anders, hängt auch vom verwendeten Impfstoff ab. Man kann davon ausgehen, dass einige Wochen (bis zu 2 Wochen) nach der 2. Teilimpfung (Schutz mehr als 90 %) der Geimpfte einen ausreichenden Schutz aufgebaut hat, nach der 3. Teilimpfung sind es nahe 100 %. Diese Datenlage basiert auf dem österreichischen Impfstoff der Firma Baxter.

 

2) Darf während der Schwangerschaft / Stillzeit eine FSME-Impfung erfolgen?

 

Generell können während der Schwangerschaft Impfungen mit Totimpfstoffen durchgeführt werden. Der FSME-Impfstoff der Firma Baxter ist ein Totimpfstoff. Jedoch ist eine Verschiebung der Impfung in das 2. oder 3. Trimenon als generelle Vorsichtsmaßnahme angezeigt, um theoretischen Bedenken zu entgehen. In der Stillperiode sind alle Impfungen – somit auch die FSME-Impfung – möglich.

 

3) Die FSME-Impfung wird erst ab dem vollendeten 1. Lebensalter empfohlen. Was mache ich vorher? Wie kann ich mein Baby schützen?

 

Richtig ist, dass die Impfung ab dem vollendeten 1. Lebensjahr empfohlen wird. Die Impfung kann aber bei strenger Risiko-Nutzen-Abwägung im Einzelfall auch schon ab dem vollendeten 6. Lebensmonat erwogen werden, wenn das Kind einer starken Infektionsgefahr ausgesetzt ist. Es soll vermieden werden, dass ein ungeimpftes Kind direkt in der Wiese krabbelt oder auf eine Decke in die Wiese gelegt wird. Wenn ein Baby gestillt wird und die Mutter geimpft ist, besteht ein Nestschutz für längstens 4 – 5 Monate.

 

4) Was tun wenn der Kopf beim Entfernen der Zecke drinnen geblieben ist?

 

Man sollte gar nichts tun, der Kopf wird nach einigen Tagen von selbst abfallen. Sollte sich die Stelle entzünden, Desinfektionsmittel draufgeben und/oder zum Arzt gehen.

 

5) Wie entferne ich Zecken richtig?

 

Zecken rasch entfernen! Während FSME-Viren in den Speicheldrüsen der Zecken sitzen, befinden sich die Borrelien zunächst im Mitteldarm. Das hat zur Folge, dass FSME-Viren direkt mit dem Stechakt auf das Opfer übertragen werden.

Bitte unbedingt vermeiden: Fast jeder kennt einen anderen „Geheimtipp“ zur Zeckenentfernung. Sie reichen vom Abbrennen der Zecke bis zum Drauftröpfeln von Öl. Doch solche Verfahren schaden mehr als sie nützen. Es kann sein, dass die Zecke in ihrem „Todeskampf“ erst recht Erreger in die Wunde abgibt. Auch das Quetschen der Zecke beim Entfernen kann schädlich sein. Richtige Entfernung: Man sollte daher Zecken ganz vorsichtig mit einer feinen Pinzette, einer spezieller Zeckenzange oder mit einem Skalpell entfernen. Dazu setzt man dicht über der Haut an und zieht bzw. hebelt die Zecke vorsichtig heraus. Wer sich nicht sicher ist, die Zecke richtig entfernen zu können, sollte einen Arzt aufsuchen. Eine Desinfizierung der Einstichstelle nach dem Entfernen ist ebenso sinnvoll.

 

Impfung

Impfung von Prof. Michael Kunze (Ö) vor 35a entwickelt, seit 2010 im Impfplan verankert.

 

Encepur hat im Vergleich zu FSME-IMMUN kein Humanalbumin im Impfstoff und wird daher bevorzugt verwendet!

 

Nur der österreichische Impfstoff ist für folgende Altersbegrenzungen zugelassen:

  • für Kinder und Jugendlichezwischen dem 1. und 16. Lebensjahr: FSME-Junior-Impfstoff mit 0,25 ml Dosierung
  • für Personen ab dem 16. Geburtstag: FSME-Impfstoff mit 0,5 ml Dosierung

 

  1. Impfung nach vollendetem 1. Lebensjahr
  2. Impfung 4 Wochen nach 1. Impfung
  3. Impfung 5 (Encepur®) bzw. 9 (FSME-IMMUN®) bis 12 Monate nach der 2. Teilimpfung

Auffrischung alle 3-5 Jahre

 

Bei kurzfristigem Bedarf können die Impfungen in einem Schnellschema verabreicht werden. Dabei werden drei Dosen innerhalb von drei Wochen gegeben (zweite und dritte Dosis am 7. und am 21. Tag). Für einen langfristigen Schutz ist dann eine einmalige Wiederholungsimpfung nach einem Jahr notwendig.

Eine Impfung nach erfolgtem Zeckenstich kann Ungeimpfte nicht mehr vor einer FSME-Infektion durch die gerade entfernte Zecke schützen. Um die Diagnose einer FSME nicht zu verzögern, soll eine Grundimmunisierung frühestens vier Wochen nach dem Stich erfolgen. Eine passive Immunisierung durch Gabe von Antikörpern gegen FSME wird nicht mehr empfohlen.

 

Während der Stillperiode ist eine FSME-Impfung jederzeit möglich, in der Schwangerschaft sollte die Impfung als generelle Vorsichtsmaßnahme erst im 2. oder 3. Trimenon (14. – 26. bzw. 27. – 40. SSW) vorgenommen werden.

 

Literatur

 

1) TBE–update on vaccination recommendations for children, adolescents, and adults. Jelinek T. Wien Med Wochenschr. 2012 Jun;162(11-12):248-51.

Vaccines against tick-born encephalitis (TBE) are well established in Europe. Two highly immunogenic and safe products are available, FSME-IMMUN and Encepur. Extensive research has been published regarding all aspects of standard and rapid immunization schedules, covaccination, and vaccine interchangeability. Long-term effectiveness and resulting recommendations for booster intervals remain topics of discussion. Vaccination is recommended in Switzerland and in Germany for adults and children living in, or travelling to, endemic areas. Austria has recommended universal vaccination since 1981. It is noteworthy that Austria is the only country in Europe that has experienced a decrease in caseload during the last 20 years. This is almost certainly due to the very high vaccine coverage rate of 86 %.

 

2) Tick-borne encephalitis in children. Rostasy K. Wien Med Wochenschr. 2012 Jun;162(11-12):244-7.

This review is a summary of the most important clinical findings and implications of tick-borne encephalitis (TBE) in children. It is based on a Pubmed search with the terms „tick-borne encephalitis“, „children“, „infection“, „meningitis“, „meningoencephalitis“, and „outcome“. TBE in children shares several features with their adult counterpart but has overall a better prognosis. Nevertheless, TBE is associated with substantial morbidity and mortality in a small group of children and seems to cause cognitive dysfunctions, which needs to be studied in further detail.