Rotavirus-Infektion

Wichtige Infos

  • Rotaviren mit dem Stuhl ausgeschieden: mit 1g Stuhl etwa 100 Milliarden Rotaviren. Bereits vor Einsetzen der klinischen Krankheitssymptome kann der Infizierte Viren in Massen ausscheiden.
  • Je früher ein Kind erkrankt, desto schwerwiegender ist der Verlauf.
  • Österreich: man kann davon ausgehen, dass jedes Kind bis zum vollendeten 3. Lebensjahr zumindest 1x durch Rotaviren erkrankt, 3000-4500 Kinder/Jahr sind dabei 1 Woche stationär aufgenommen.
  • In westlichen Industrieländern am häufigsten Säuglinge und Kleinkinder (6 Monate – 2 Jahre) betroffen, weil Immunsystem noch nicht ausgereift.
  • Gehäuftes Auftreten: Oktober – März.

 

Diagnostik / typischer Verlauf

Hochinfektiös, v.a. Schmierinfektion (durch Stuhl verunreinigte Kleidung, Spielsachen und Körperoberflächen), aber auch aerogene Übertragung / Tröpfcheninfektion (bei Erbrechen) möglich.

IKZ 1-3 Tage.

 

Typisch beginnt die Erkrankung mit Fieber und Erbrechen für 1-3 Tage, gefolgt von wässrigen Durchfällen für 4-5 Tage (bis zu 20x pro Tag Erbrechen und Durchfall möglich!), Windel kann Blut, Schleim und Eiter enthalten. Oft auch Bauchschmerzen, Appetitlosigkeit. Hauptgefahr schwere Austrocknung.

= osmotische Diarrhoe, ist im Gegensatz zur sekretorischen (durch Toxine von E. coli zB) durch Nulldiät therapierbar

Die Behandlung beschränkt sich auf den Ersatz von Flüssigkeit und Elektrolyten, bis es zur spontanen Ausheilung kommt – ist selbstlimitierend. Bei Gastroenteritis ohne Dehydratation muss Nahrungszufuhr nicht unterbrochen werden, wenn Dehydratation dann erst Rehydrierung mit fertigen Oralytlösungen über 3-4h. Bei Infusionstherapie auf langsames Absinken von Na achten, daher bei >160mmol/L mit 0.9% NaCl beginnen, wenn <160mmol/L reicht 2/3-isotone Lösung.

Evt. adjuvante Therapie: Probiotika – können Durchfallsdauer um bis 50h reduzieren.

Komplikation: sehr selten postenteritisches Syndrom durch Schädigung der Darmschleimhaut – daher Intoleranz für Disaccharide, es kann zu Kuhmilcheiweissallergie kommen – diese in dem Fall für 3-4 Wochen aus Diät eliminieren, dann wieder Neubeginn.

Die durchgemachte Erkrankung hinterlässt eine Immunität, die kreuzreaktiv ist, d.h. auch gegen andere Serogruppen bzw. Serotypen, wenn auch unterschiedlich gut, wirksam ist. Nach der Ersterkrankung ist das Kind zu etwa 70% gegen weitere RV-Erkrankungen geschützt, nach 2 Erkrankungen schon zu 85%.

Im Erwachsenenalter verlaufen die weiteren Infektionen dann sehr oft unerkannt oder unter dem Bild einer leichten Durchfallserkrankung.

 

Diagnose klinisch oder durch Virusantigennachweis aus Stuhl mittels Testkit (v.a. wenn blutige oder eitrige Stuhlbeimengungen)

 

FAQ

 

Kann ich mein Kind zuhause selbst behandeln, wenn es krank wird?

 

Wenn nur leichte Symptome ja: egal ob gestillt oder Flasche – dabei bleiben. Bekommt Kind feste Nahrung, dann Lebensmittel, die stopfend wirken: beispielsweise Bananen, Reis, Zwieback, Heidelbeeren.

Darauf achten, dass Kind viel trinkt, aber möglichst ungesüßte Getränke. Cola oder unverdünnte Fruchtsäfte sind nicht geeignet, da unverdauter Zucker dem Darm Wasser entzieht und selbst Durchfall verursachen kann.

Da sich das Virus sehr leicht überträgt, ist eine gründliche Hygiene extrem wichtig. Ein Großteil der Viren wird über den Darm ausgeschieden und bleibt lange ansteckend. Das Robert-Koch-Institut (RKI) empfiehlt daher vor allem gründliches Händewaschen und warnt vor Infektionen durch berührte Gegenstände.

Vor allem nach Windelwechsel Hände waschen und Desinfektionsmittel verwenden (auch für Wickelunterlage, Waschbecken, Toilette, Türgriffe, Spielzeug). Desinfektionsmittel muss antiviral wirken (zB Sterilium).

Bettwäsche und Wäsche des Kindes gesondert bei 60 Grad in der Maschine waschen.

Wenn der Durchfall nicht innerhalb von 24 Stunden aufhört, Kind sich zusätzlich erbricht, es fiebert oder Schmerzen bekommt, dann Arzt.

Bis 1-2 Tage nach Beendigung der Symptome nicht in Krippe oder Kindergarten.

 

Impfung

2 Impfstoffe:

Rotarix®

Enthält attenuierten humanen Rotavirusstamm, der von einem Kind in den USA herstammt und über diverse Kultivierungsschritte seiner krankmachenden Eigenschaften beraubt wurde. Der Impfstamm ist ein Serogruppe A, G1P[8] Virus.

Wird oral verabreicht, man kann ab der 7.Lebenswoche impfen, es werden 2 Dosen im Abstand 3 Wochen verabreicht.

Rotateq®

Völlig anderer Ansatz: ein bovines Rotavirus dient als „Rückgrat“ für den Impfstoff, es werden 5 wichtige humane Serotypen quasi in dieses Rückgrat eingebracht und dieser Impfstamm dann verwendet.

Wird auch oral verabreicht, man kann ab der 7.Lebenswoche impfen, es werden 3 Dosen im Abstand von etwa 4 Wochen verabreicht.

 

Beide Impfstoffe zeigen klinisch in etwa gleiche Wirksamkeit, schützen zu rund 70% vor jedweder nachfolgender Rotaviruserkrankung, das entspricht auch dem Schutz, der nach einer natürlichen Infektion zu erwarten ist.

 

Thema Intussuszeption nach Rotashield (USA):

Die Erfahrungen mit Rotashield® haben vorsichtig gemacht und den Herstellern wurde für die Zulassung zur Auflage gemacht, dass sie beide riesiges Zahlenmaterial vorlegen müssen, das zweifelsfrei eine Beurteilung des Risikos seltener schwerer Nebenwirkungen erlaubt. Beide Firmen hatten zwischen 60.000 und 70.000 Kinder in den klinischen Studien und beide Firmen konnten eindrucksvoll beweisen, dass die Produkte sicher und sehr nebenwirkungsarm sind.

 

Beide Impfstoffe sind lebend und oral und früh einsetzbar (ab 7. Lebenswoche), Rotarix 2 Dosen, Rotateq 3 Dosen.

 

Beide Vakzine sind mit den anderen Kindervakzinen ohne Wirkungsverlust einer der Komponenten kombinierbar – ausser Bexsero: keine ausreichende Datenlage!

 

Unbekannt ist für beide Impfstoffe die tatsächliche Wirkungsdauer ohne natürliche Boosterung, gesichert sind ~2 Jahre mit abnehmendem Schutz.

Impfung auch bei FG, die nach 25. SSW geboren wurden nach 6 Lebenswochen möglich.

 

Literatur

Huppertz H, Borte M, Schuster V, Giaquinto C, Vesikari T. Report of the Third European Expert Meeting on Rotavirus Vaccination: Progress in rotavirus universal mass vaccination in Europe. Vaccine. 2014 May 19. Review.