Liebe Eltern,
als Diätologin und Ernährungswissenschaftlerin mit Schwerpunkt Kinderernährung treten im Rahmen meiner Beratungen immer wieder Eltern mit denselben Fragen rund um das Thema „Beikost“ an mich heran. Vor allem in der heutigen Zeit, in der die Themen Klimawandel und Fleischkonsum sehr präsent sind, nimmt die Unsicherheit im Umgang mit gesunder Kinderernährung zu. Dieses Schreiben soll Ihnen anhand von typischen Elternfragen einen kurzen Überblick über die zwei besonders kritischen Nährstoffe im Beikostalter, nämlich Eisen und Zink geben, und Ihnen eine vegetarische Alternative zu dem klassischen „Kartoffel-Fleisch-Brei“ liefern.
„Warum sollte mein Kind Fleisch essen – und muss es jeden Tag Fleisch sein?“
Die primäre Empfehlung ist eine ausgewogene optimierte Mischkost – und diese enthält auch Fleisch. Neben dem Proteingehalt ist Fleisch vor allem als Eisen- und Zinklieferant für das im Wachstum befindliche Kind wichtig. Der Säugling verfügt bei der Geburt über Eisenspeicher, die ihn während der ersten 6 Lebensmonate zusammen mit gut verfügbarem Eisen aus der Muttermilch versorgen. Ab dem 6. Lebensmonat kann der Bedarf (8 mg pro Tag (DACH, 2008)) des Säuglings nicht mehr ausreichend über körpereigene Speicher und Muttermilch gedeckt werden. Es besteht ein nennenswerter und steigender Bedarf, Eisen über die Nahrung zuzuführen (WHO, 2009). Daher muss man besonders ab Beginn der Beikosteinführung auf eine ausreichende Versorgung mit Eisen und Zink achten. Eisen- und zinkreiche Lebensmittel sind Rind-, Kalb-, und Schweinefleisch – aber auch Getreide und Hülsenfrüchte.
Muss es also jeden Tag Fleisch sein? Nein! Die Empfehlungen der Österreichischen Gesellschaft für Ernährung lauten: „Fleisch UND Wurstwaren 2-3 mal pro Woche.“ Um einen Beitrag in Richtung Klimawandel und dem damit verbundenen Fleischkonsum zu leisten, empfehle ich jedoch, den Fleischkonsum auf 1-2 mal pro Woche zu reduzieren, auf qualitativ hochwertiges Fleisch von österreichischen Bio-Tieren zurück zu greifen. – und dafür vermehrt auf vegetarische Alternativen für die Eisen- und Zinkzufuhr zu achten.
„Wir sind Vegetarier und möchten auch nicht, dass unser Kind Fleisch ist – ist das in Ordnung?“
Eine ausgewogene ovolaktovegetabile Ernährung kann während der Schwangerschaft, Stillzeit sowie des Säuglings- und Kleinkindalters eine gute Alternative zur omnivoren Lebensweise bedeuten und eine adäquate Versorgung mit Eiweiß, Eisen und Zink gewährleisten. Je restriktiver die Art des Vegetarismus jedoch ist, umso höher ist das Risiko einer Unterversorgung mit Nährstoffen. Wie schon oben beschrieben, sind Getreide und vor allem Hülsenfrüchte ein wichtiger Eisen- und Zinklieferant. Der klassische „Gemüse-Kartoffel-Fleisch-Brei“ wird also durch eine vegetarische Form ersetzt in dem an die Stelle des Fleischs Getreide (hier ist vor allem Hirse als Eisenlieferant zu nenne), Naturtofu (kein Räuchertofu), Hülsenfrüchte oder Hühnerei treten.
„Hülsenfrüchte darf mein Kind auch schon essen?“
Ja, das darf es – Hülsenfrüchte, wie Bohnen, Erbsen, Linsen und Kichererbsen gehören zu der Gruppe der nährstoffreichen Lebensmittel und sollten auch gezielt in den Speiseplan eingebaut werden. Sie sind an fleischlosen Tagen eine gute Eiweißalternative – und für Kinder, die vegetarisch aufwachsen, besonders wichtig. Solange der Säugling noch keine Zähne hat muss lediglich auf die richtige Zubereitung geachtet werden. Ich empfehle, alles fein zu pürieren.
„Was hat es damit auf sich, dass man eisenhaltige Lebensmittel immer mit Vitamin C zu sich nehmen muss?“
Die Zugabe von Vitamin C-reichem Obst und Gemüse kann die Eisenverfügbarkeit aus einer Mahlzeit verbessern. Vitamin C-reiche Lebensmittel sind z.B.: Paprika, Fenchel, Brokkoli, Grünes Blattgemüse (Spinat, Mangold), Kohlrabi, Beeren (Himbeere, Erdbeere, Heidelbeere, Johannisbeere). Milch oder Milchprodukte sollten hingegen nicht in diesen Speisen enthalten sein, da Calcium die Verfügbarkeit von Eisen verschlechtert.
Rezept für einen VEGETARISCHEN GEMÜSE-KARTOFFEL-GETREIDE-BREI:
Zutaten für ab dem 4. bis 6. Monat:
90 g Gemüse
40 g Kartoffeln
8 g Haferflocken
30 ml Saft oder Obstpüree
Wasser nach Bedarf
8 ml Rapsöl
Zutaten für ab dem 7. bis 9. Monat:
100 g Gemüse
50 Kartoffeln
10 g Haferflocken
35 ml Saft oder Obstpüree
Wasser nach Bedarf
8 ml Rapsöl
Gemüse putzen und klein schneiden. Kartoffeln schälen, klein schneiden und mit dem Gemüse in wenig Wasser weich kochen. Haferflocken zufügen. Saft oder Obstpüree dazugeben und zusammen mit Wasser pürieren. Rapsöl in den Brei einrühren.
Wenn Sie weitere Fragen rund um das Thema Kinderernährung haben, dann besuchen Sie mich auf meiner Homepage https://www.ernaehrung-pierer.com oder auf der Homepage der Kinderarztpraxis Schumanngasse https://www.kinderarztpraxis-schumanngasse.at. Gerne können Sie auch bei der Rezeption nach meiner Visitenkarte fragen.
Ich freue mich auf alle neuen und bekannten Gesichter – und scheuen Sie sich nicht, mich bei Fragen zu kontaktieren, gerne auch per Email: antoniapierer@gmail.com!
Alles Liebe,
Ihre Antonia Pierer